Der Linde X50 schultert Schwerstarbeit bei der Westfälischen Drahtindustrie
Eine Verbrenner-Hochburg wird elektrischMit E fing’s an – mit X geht’s weiter: Die Westfälische Drahtindustrie (WDI) forciert am Stammwerk Hamm den Umstieg von Verbrenner- auf Elektrostapler. Nach dem erfolgreichen Feldtest des Linde E30 im Indoor-Bereich pilotierte das Unternehmen nun ein Linde X50 Vorserienfahrzeug für größere Transportaufgaben.
Jahr für Jahr werden bei der WDI gigantische Mengen Stahl in gigantische Mengen an Drahterzeugnissen verwandelt: von der winzigen Schraube für die Elektro- und Automobilindustrie bis zu massiven Schraubverbindungen und Produkten für Automotive, Windenergie, Offshore sowie maritime Industrien.
Alles Diesel, oder was?
Eine schwere Arbeit mit schweren Lasten und schwerem Gerät. Kurzum: der perfekte Stereotyp für Verbrennerstapler, oder? „Früher hätte ich das glatt unterschrieben. Aber das Stichwort der Stunde lautet für uns Dekarbonisierung“, bekräftigt Dirk Vormann, Sales Director Cold Heading Wire & Low Carbon Wire bei WDI. „Wir möchten unsere Produktion perspektivisch so klimaneutral wie möglich gestalten. Und das betrifft neben den Fertigungsprozessen natürlich auch die Staplerflotte.“
Wendiger Stromer überzeugt beim Debüt
Kurze Bestandsaufnahme: Es ist noch gar nicht lange her, da schulterten ausschließlich Verbrennerstapler den anspruchsvollen innerbetrieblichen Warenumschlag bei WDI: insgesamt rund 40 Gegengewichtsstapler von klein und wendig bis groß und bärenstark. In diese scheinbar für alle Zeiten fixe Gemengelage stieß dann im April 2021 ein Stapler namens Linde E30 – den man mit der Aufgabe betraute, die eng beieinanderstehenden Produktionsmaschinen mit Draht zu versorgen. Der neue, ebenso agile wie belastbare Kollege stieß bei Management und Belegschaft auf derart großen Zuspruch, dass sich das Unternehmen offen zeigte, dem Elektroantrieb auch an anderen Punkten der Prozesskette eine Chance zu geben.
Jetzt geht’s an die schweren Lasten
Konkret ging es bei diesem Job um den Transport der oberflächenbehandelten Drahtcoils zwischen Beiz-Anlage und den Maschinen im Zentralbetrieb. „Die einzelnen Coils wiegen drei Tonnen und werden per Tragedorn aufgenommen und transportiert“, erklärt Head of Logistics Maximilian Müller. „Da trifft das Wort ‚malochen‘ die Sache ganz gut auf den Kopf – für unsere Leute ebenso wie für die Geräte“, bemerkt er schmunzelnd. Ein E-Stapler für diese Schwerstarbeit? Wenn, dann auch hier ohne Kompromisse, so die Devise der Verantwortlichen.
Um den Beweis, dass es möglich ist, einen V-Stapler im anvisierten Leistungssegment eins zu eins durch ein elektrisches Pendant zu substituieren, war man bei Linde MH nicht verlegen; und so stellte der Aschaffenburger Warenflussspezialist zusammen mit dem betreuenden Netzwerkpartner Linde MH Rhein-Ruhr GmbH den Prototypen eines Linde X50 für einen vierwöchigen Feldtest bereit.
In jeder Hinsicht X-zellent
„Natürlich wussten wir genau um die speziellen Einsatzerfordernisse in solchen Branchen – und uns war klar: Wenn wir den Kunden beim Streckentransport der tonnenschweren Coils von den Vorzügen eines Elektrostaplers überzeugen wollen, muss das schon ein ganz besonderes Modell sein“, erläutert Frank Bergmann, Produktmanager Gegengewichtsstapler bei Linde MH: Und besonders ist der Linde X50 in vielerlei Hinsicht. Bergmann: „Das fängt schon bei der Kombination aus langem Radstand, niedrigem Fahrzeugschwerpunkt und hoch angesetzter Lenkachse an, die bei einem ‚Lastenheft‘ wie diesem ihre Vorteile voll ausspielt.“
Der Stapler ist extrem stark, fährt aber dabei super ruhig und uns Fahrern dröhnt nach acht Stunden Schicht nicht der Kopf.
Turin Sengül, Truck Operator bei der WDI
Strom aufwärts
In der Praxis zählt für die WDI-Logistikprofis neben der Standfestigkeit vor allem der Punkt Performance. Hier kommen dem Unternehmen die hochleistungsfähigen Synchron-Reluktanzmotoren des Linde X50 entgegen – die dank verbauten Permanentmagneten übrigens äußerst effizient mit ihrer Energie umgehen: „Die Fahrleistungen sind wirklich klasse; da haben wir während des Tests keinerlei Unterschied zum Verbrenner gesehen. Selbst bei den vielen Rampen und Steigungen auf unserem Betriebsgelände“, berichtet Logistikleiter Müller. Truck Operator Turin Sengül kann dies aus seiner Erfahrung heraus nur bestätigen: „Die Leistung ist sofort voll da – das kannte ich bisher nur von Linde-Verbrennern mit Hydrostatik.“ Man habe, fügt Müller an, über die Schichten hinweg sogar einen minimalen Performance-Vorsprung für den Linde X50 im Vergleich zu seinen Verbrenner-Pendants messen können: „Selbst, wenn es sich dabei nur um eine kleine Zeitspanne handelt – sowas addiert sich bei unserer Taktung schnell.“
Viele Ladepunkte statt einer Tankstelle
Stichwort Taktung: Wo bis zu 50 Lkw tagein tagaus auf den Betriebshof rollen, zählt die größtmögliche Verfügbarkeit der Flurförderzeuge zu den Schlüsselfaktoren. Sichergestellt wird diese bei den Dieselstaplern über eine betriebseigene Tankstelle. „Das klappt natürlich binnen weniger Minuten“, gibt Maximilian Müller zu Protokoll. Und wenn künftig Strom statt fossilem Kraftstoff fließen soll? Auch dann wäre bei WDI kein „Drahtseilakt“ vonnöten. „Wir sehen das sogar eher als Vorteil. Aktuell müssen unsere Leute mit den Verbrennern teils über weite Strecken zu der einen Tankstelle fahren. Beim Umstieg auf Elektro könnten wir einfach mehrere dezentrale Ladepunkte platzieren. Und nach den ersten Erfahrungen mit dem Linde X50 kommen wir durch kurzes Zwischenladen während der Pausen problemlos über unsere drei Schichten. Bei einem zweischichtigen Einsatz klappt das sogar ganz ohne Ladestopps“, ergänzt der Logistikleiter sichtlich zufrieden.
Trotz unserer anfänglichen Skepsis hat der Linde X50 voll abgeliefert und gezeigt, dass es heute tatsächlich möglich ist, einen Dieselstapler ohne irgendwelche Einschränkungen 1:1 durch einen E-Stapler zu ersetzen.
Maximilian Müller, Head of Logistics bei der WDI
Westfälische Drahtindustrie GmbH
Die Westfälische Drahtindustrie GmbH , kurz WDI, mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Hamm ist Europas größter konzernfreier Produzent von Qualitätsdraht. Zu den weiteren Kernprodukten des traditionsreichen Unternehmens zählen Blankstahl, Baustahl, Hochleistungsseile, Schweißdraht, Spannstahl und vieles mehr. Weltweit kommen diese Erzeugnisse in mehr als 16.000 Anwendungen zum Einsatz – vom Maschinenbau über die Automobilindustrie bis hin zur Energiewirtschaft. Für seine Intralogistik vertraut WDI seit Langem auf Know-how und Technologie von Linde Material Handling; so besteht die Flurförderzeugflotte in Hamm unter anderem aus 36 Linde-Staplern sowie einem Lagertechnikgerät. Um Wartung und Service kümmert sich der Linde MH-Netzwerkpartner Rhein-Ruhr aus Essen/Holzwickede.